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  • AutorenbildP. Roth & G. Dazzi

Liebe an der Leine

Aktualisiert: 13. Apr. 2018



Italia: mare, gelati, bambini… ist in etwa die assoziative Reihenfolge, wenn die Rede vom Bel Paese ist. Italia: mare, gelati e cani tönt weniger verheissungsvoll, würde jedoch eher der Realität in unserem Nachbarland entsprechen – und Genua ist, in diesem speziellen Fall, sehr italienisch. Es vergeht kein Tag an dem wir nicht Hundedreck von unseren Schuhen putzen, fassungslos zuschauen wie die riesige Dogge in der Metzgerei das Thekenglas, hinter dem sich die Wurstware stapelt, ableckt oder wir uns in Lifts quetschen, wo sich zwei Frauen darüber unterhalten, ob ihre Zwergpinscher auch die für diese Hunderasse typische Starrköpfigkeit aufweisen. Mein kleiner Rucksack aus Ziegenleder scheint bei Hunden besonders begehrt zu sein: Als ich am Strand von Pegli ein Nickerchen mit dem Kopf auf dem Rucksack machte, kriegten wir, mein Kopf und mein Rucksack, etwas ab vom pinkelnden was-auch-immer-für-eine-Rasse-Hund.


I bambini, invece, sind verschwunden. Manchmal sieht man welche in einem Hauseingang, etwas gehäufter auf den Spielplätzen, aber allerhöchstens zwei pro Mutter oder Vater. Junge – sagen wir mal im gebärfähigen Alter – Paare spazieren in den Parks, Mann und Frau, beide mit ihren Hunden an der Leine. Etwas Kitt braucht die Beziehung eben doch.

Auch die Katzen sind, wie die Kinder, aus den Gassen verschwunden. Göri Klainguti, der die Sommer seiner Kindheit hier in Genua bei seinen Verwandten in der Gran Bar Pasticceria Klainguti verbrachte, erinnert sich noch bestens daran, wie es in den 50er Jahren nur so wimmelte von mageren Katzen auf der Suche nach Fischresten in den caruggi (zum Nachhören hier: https://www.rtr.ch/emissiuns/marella/cun-goeri-a-genova). Die Katzen sind, wie die Kinder, weniger geworden und werden heute gut behütet: Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes eine Etage höher hinauf gezügelt. Während in den dunklen Gassen die Hunde alle Ecken vollpissen, turnen die (Wohnungs-)Katzen jetzt auf den Dächern Genuas herum. Es ist jeweils ein spezielles Spektakel den Katzenbesitzer abends zuzuschauen, wie sie ihre lieben Haustiere von den Dächern in die Wohnung zurückzulocken versuchen.


Im folgenden Film aus dem Jahr 1948 erfährt man nicht nur, wie sich das alltägliche Leben in den Gassen Genuas abspielte, sondern auch was die Kinder mit den Katzen (auf den Dächern) anstellten:


Il cielo poi… Der Himmel gehört ganz den Möwen. Diese majestätischen Vögel ziehen ihre Kreise über den Dächern Genuas und nisten in den Nischen der Balkone, Simse, Regenrinnen. Ihre Kommunikation, kräftige, rhythmische Schreie und gutturale Laute, liessen uns die ersten Nächte aus den Betten steigen und nachschauen, ob unsere Kinder gerade von einem Albtraum heimgesucht werden. Unterdessen haben wir uns aneinander gewöhnt: Die Möwen begutachten uns, respektive vor allem unsere Essensresten auf der Terrasse und wir beobachten sie bei der Aufzucht ihrer Brut auf dem benachbarten Dach. Loro sì che sanno cos’è vero amore!



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